Chronik

Mittersill, der Hauptort und Mittelpunkt des Oberpinzgaues, verdankt seine Entstehung und Bedeutung der geografischen Lage im Schnittpunkt der Verkehrswege von Osten nach Westen und von Norden nach Süden.

Nachdem Ende der letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren sind die ältesten Spuren menschlicher Anwesenheit im Pinzgau festgestellt worden. Eine dauernde Anwesenheit von Menschen im Bereich des Oberpinzgaues ist aber erst in der Bronzezeit nachzuweisen. In diesem Zeitabschnitt erlangte der Pinzgau auf Grund seiner Kupferlagerstätten eine außerordentliche Bedeutung. In der Bronzezeit dem "ehernen Zeitalter" unseres Gaues, in dem dieses Gebirgsland von 1700 bis etwa 1000 vor Christi seine erste wirtschaftliche Blüte erlebt, bestand schon ein inneralpiner Ost-West-Verkehrsweg durch das obere Salzachtal bis Krimml. Im Pinzgau hat man ab 1500 v.Chr. nach Kupfer geschürft und konzentrierten sich die Lagerstätten des Kupfererzes im Bereich der Pinzgauer Grasberge.

Die rege Bergbautätigkeit und die damit verbundene Eisengewinnung brachte eine intensive Besiedlung durch die Kelten mit sich.Das in der antiken Zeit sehr begehrte "Norische Eisen", das von Kärnten nach Italien verhandelt wurde, stammt zum Teil aus dem Pinzgau und wurde bereits damals über den Felbertauern transportiert. Aus der Zeit der Römerherrschaft war einst ein römischer Grabstein aus dem 2. Jh. n. Chr. im Mauerwerk der Felberkirche zu sehen. Er befindet sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien. Damit dürfte wohl sicher sein, dass die Römer den Felbertauern begangen haben.

Römerstein 

Der Pinzgau war früher Teil des Herzogtums Bayern und wurde die Grafschaft Oberpinzgau von den Bayernherzogen um 1100 an die Grafen von Lechsgemünd vergeben. Diese erbauten vor 1180 die Burg Mittersill, die die strategisch und verkehrstechnisch wichtige Nord-Süd-Verbindung vom Pass Thurn zum Felbertauern am Übergang über die Salzach beherrschte.

Der Felberturm, die zweitwichtigste Wehranlage auf Mittersiller Gemeindegebiet entstand in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, also zu einer Zeit, als die Herren von Felben noch edelfrei waren. Mit dem Tod des Grafen Heinrich von Mittersill 1220 fiel die Burg mit ihren Zugehörungen an die Herzoge von Bayern als Lehensherren zurück. 1228 erhielt Erzbischof Eberhard II von Salzburg die Lehenshoheit. In der Folgezeit saßen die Herren von Felben auf der Burg Mittersill.

Felberturm und Felberkirche gegen Schloss Mittersill

 Im sprunghaft zunehmenden Warenverkehr im 12. und 13. Jahrhundert wird auch der Felbertauern zu einer wirtschaftlich wichtigen Nord-Süd-Verbindung und kann diese Zeit als Blütezeit des Saumhandels betrachtet werden. Die Säumer brachten vor allem das wertvolle Salz nach Süden und Weine aus Friaul und der Etsch nach Norden. Der Ort Mittersill (1167 Mittersele) erreichte auf Grund seiner Lage im Bereich der Burg und im Kreuzungspunkt der wichtigen Handelswege eine große Bedeutung als Warenumschlagsplatz. Vermutlich war Mittersill schon in der Grafenzeit mit Marktrechten ausgestattet, wird aber urkundlich erst 1308 als Markt bezeichnet. Im Marktbrief des Erzbischofs Ortolf aus dem Jahre 1357 wurde den Mittersiller Bürgern innerhalb des Burgfrieds das Recht jedweden Handels und jedweder Gästebeherbergung und die Abhaltung von 4 Jahrmärkten zugestanden.

 SamerSamer 

Während der Bauernkriege 1525/26 brandschatzten und plünderten die aufständischen Bauern das Schloss Mittersill.  Nach der Niederwerfung des Aufstandes mussten die Bauern als Strafe die große Summe von 2500 Gulden in bar zahlen und alle Roboten zum Wiederaufbau leisten.

 Schloss Mittersill

Mittersill konnte trotz der günstigen wirtschaftlichen Voraussetzungen zu keinem richtigen Wohlstand gelangen, da es immer wieder von schweren Überschwemmungen und Brandkatastrophen heimgesucht wurde. Der verheerendste Brand wütete 1746 und äscherte fast den ganzen Markt ein.

HochwasserHochwasser

Nach den Franzosenkriegen betreibt Ignaz Ritter von Kürsinger, der bedeutendste Pfleger von Mittersill die Verbauung der Salzach, um den Ort einigermaßen vor Überschwemmungen zu schützen. Wohl kaum ein Ort in unserer Heimat hatte so unter Wasserkatastrophen zu leiden wie Mittersill, das "Venedig des Pinzgaues".

Ignaz Ritter von Kürsinger Ignaz Ritter von Kürsinger 

Nach der Zusammenlegung von Markt- und Landgemeinde (1936) entwickelte sich Mittersill weiter zum wirtschaftlichen Mittelpunkt des Oberpinzgaus. Die Schifabrik Blizzard oder Österreichs größte Fahnenfabrik Fahnen-Gärtner und Betriebe des Bau- und Baunebengewerbes haben weit über die Grenzen unseres Landes einen guten Klang. Auch als Bergwerksort (größte Scheelitlagerstätte Europas) mit dem Abbau von Wolframerz zur Herstellung von hochwertigem Stahl (Hitzeschilder bei Space-Shuttle) ist Mittersill weltweit bekannt.

Seit 1967 ist der Ort durch die Felbertauernstraße wieder wichtiger Knotenpunkt der Nord-Süd-Verbindung über die Alpen mit der Ost-West-Spange im Salzachtal. Das 2007 eröffnete Nationalparkzentrum macht Mittersill auch zur Drehscheibe im Nationalpark Hohe Tauern.
Folge dieser guten Entwicklung ist 2008 die auf Wunsch der Bevölkerung und durch die Landesregierung erfolgte Erhebung zur "Stadt Mittersill".

Link: Stadtarchiv Mittersill