
Susanne Hirschbichler und Gabi Ruetz vom Mittersiller Sozialausschuss
© Christa Nothdurfter
Derzeit liegen im Rathaus rund 70 Ansuchen auf eine geförderte Wohnung auf. Den schwierigen Spagat bei der Vergabe meistern vor allem zwei Frauen: Susanne Hirschbichler und Gabi Ruetz. Beide Mittersillerinnen sind Teil der Gemeindevertretung – Stadträtin Susanne Hirschbichler gehört der Liste VIERT an und Gabi Ruetz ist für die SPÖ aktiv. Beide sind im Sozialausschuss tätig – Hirschbichler als Vorsitzende – und beide meistern dort eine Agenda, die oft große Herausforderungen mit sich bringt.
Der Sozialausschuss mit insgesamt neun Mitgliedern ist unter anderem für die Wohnungsvergabe zuständig. Die Entscheidungen fallen letztendlich fast immer einstimmig, wie die beiden Frauen abwechselnd erzählen: „Wir zwei befassen uns vorab immer genau mit den jeweiligen Ansuchen. Einerseits gibt es die offiziellen Vergaberichtlinien, die sich auf der Website der Stadtgemeinde finden. An diese halten wir uns natürlich. Aber andererseits gibt es bei den Bewerbern oft spezielle und ganz persönliche Umstände, die nicht so einfach in einen Vergabe-Leitfaden hineingepackt werden können.“
Wie Susanne Hirschbichler und Gabi Ruetz sagen, sei es für sie sehr hilfreich, dass sie beide beruflich flexibel sind – schließlich erfolgt die Arbeit für die Gemeinde ehrenamtlich. Hirschbichler: „Sobald wir von der zuständigen Sachbearbeiterin im Rathaus neue Ansuchen weitergeleitet bekommen, treffen wir zwei uns zu einer Besprechung. Wenn etwa Gewalt im Spiel ist und das Opfer sofort eine Wohnung braucht, können wir meistens sehr rasch Räumlichkeiten bereitstellen.“ Die beiden ergänzen, dass in solchen oder anderen sozial schwierigen Situationen seit rund zwei Jahren auch Sozialkoordinatorin Christina Meilinger als Ansprechpartnerin zur Verfügung steht. „Das ist sehr hilfreich. Für uns und für die Menschen, die Unterstützung brauchen.“
Manchmal arbeiten die zwei „Power-Frauen“, die viel soziale Kompetenz und manchmal auch Durchsetzungskraft brauchen, zudem mit der Pfarre, mit der Caritas oder mit der Diakonie zusammen. Gabi Ruetz hat in bisher 25 Jahren als Haussprecherin in der Felberstraße schon vor ihrer aktuellen Tätigkeit viel Erfahrung in Sachen Wohnen und nachbarschaftlichem Zusammenleben gesammelt. „Wichtig ist auf jeden Fall, dass bei der Vergabe der Wohnungen auf eine ausgewogene Mischung der Nationen geachtet wird. Wir mögen die Menschen und geben bei jedem neuen Ansuchen unser Bestes“, sagt Gabi Ruetz, die im Sinne einer guten Nachbarschaft auch schon mal eine gemeinsame Grillerei organisiert.
Wichtig sind beiden Frauen u.a. auch folgende Punkte: Wenn eine Wohnung leer steht, dann bedeutet das keineswegs, dass sie für Flüchtlinge freigehalten wird („das geht gesetzlich gar nicht“), sondern dass sie saniert werden muss. Zudem besteht in der vorherigen Wohnung fast immer eine Kündigungsfrist. Und: „Wenn eine Wohnung vorausschauend beantragt wird (z.B. für heranwachsende Kinder), wird nach zwei Jahren evaluiert. Man kann also nicht beliebig lange auf der Liste der Ansuchen bleiben.“ Georgia Winkler-Pletzer, Geschäftsführerin vom Regionalverband Oberpinzgau: „Solange geflüchtete Menschen in der Grundversorgung betreut werden, können sie keine ,Gemeindewohnung’ beantragen. Das geht erst nach dem Erhalt der ,Blauen Ausweiskarte’, mit der sie eine Arbeitsstelle annehmen dürfen. Von der Höhe des Gehaltes hängt dann ab, ob eine Entlassung aus der Grundversorgung möglich ist. Die ,Blaue Karte’ haben bei uns nur sehr wenige Flüchtlinge. Die meisten von ihnen leben aktuell in Ferienwohnungen oder in Quartieren, die wir vom Regionalverband organisiert haben. In diesen Quartieren erhalten die Menschen eine regelmäßige Betreuung.“ Wie Gabi Ruetz und Susanne Hirschbichler wissen, leben derzeit 15 Flüchtende aus der Ukraine in Mittersill – sie alle sind privat untergebracht worden.
[Quelle: Christa Nothdurfter; Mittersiller Nachrichten]