Vor 100 Jahren: „Geburtsstunde“ der Großglockner Hochalpenstraße

Veröffentlichungsdatum02.09.2022Lesedauer3 Minuten
Die „Mittersiller Amtshandlung“ fand 1922 im Gemeindeamt Mittersill statt.

Die „Mittersiller Amtshandlung“ fand 1922 im Gemeindeamt Mittersill statt.

Die unter dem Begriff „Mittersiller Amtshandlung“ bekannte Zusammenkunft fand vom 30. August bis 4. September 1922 im Gemeindeamt Mittersill statt.

Vor genau 100 Jahren wurde in Mittersill unter dem Vorsitz und auf Einladung des Leiters des Büros zur Förderung des Fremdenverkehrs, Adolf Jahn aus dem Bundesministerium für Verkehrswesen (eine ‚Vorgängerorganisation‘ der Österreich Werbung), gemeinsam mit weiteren Vertretern des Bundes sowie der Länder Kärnten, Salzburg und Tirol die technische Machbarkeit einer befahrbaren Straßenverbindung von Fusch nach Heiligenblut und von Mittersill über den Felbertauern nach Windisch-Matrei geprüft. Intensive Diskussionen und Begehungen in den Hohen Tauern bzw. die daraus resultierenden eindeutigen Ergebnisse lieferten dabei die Grundlage für die Errichtung der Großglockner Hochalpenstraße.

Im Schreiben des Bundesministeriums für Bauten an den damaligen Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl in Salzburg vom 25. August 1922 wird die Motivation für die „Mittersiller Amtshandlung“ wie folgt dargelegt: „Zweck der Begehung ist die Feststellung der Ausbauwürdigkeit dieses Weges zu einer fahrbaren Straße behufs Förderung des Fremdenverkehrs, sowie der Herstellung einer kürzeren Verbindung nach Osttirol. Aus diesem Grunde findet die Begehung ihre Fortsetzung in der Besichtigung der Straßenverbindung von Windisch-Matrei über die Felber Tauern nach Mittersill.“

Bekanntermaßen hat man sich zur Weiterverfolgung einer Variante über die Passhöhe am Hochtor (2.504 m) entschlossen, da diese zur touristischen Erschließung besonders geeignet und vor allem auch kürzer als über den Felbertauern war, obwohl dort mit mehr Schneeverwehungen und mehr Hochgebirgs- und auch ungünstigen Wetterlagen zu rechnen war. Die Salzburger Landesregierung beschloss am 23. Jänner 1924, in Absprache mit den Bundesländern Kärnten und Tirol, dem Ausbau einer „Glocknerstraße“ den Vorzug zu geben.

Wie die entsprechende Amtshandlung in Mittersill, die über fünf Tage mehrere Varianten und Begehungen beinhaltete, abgelaufen ist, welche Meinungsfindungen dabei und zukünftig stattgefunden haben und wie es zu den Beschlussfassungen in den Landtagen und im Nationalrat für den Bau und die Finanzierung der heutigen Großglockner Hochalpenstraße – errichtet von 1930 bis 1935 – kam, wird nun im Rahmen einer Publikation im Auftrag der GROHAG durch die Historikerin Mag. Jutta Baumgartner, Archiv der Erzdiözese und Lehrbeauftragte der Universität Salzburg, erforscht.

„Die Großglockner Hochalpenstraße als eines der bekanntesten Denkmäler der Republik wurde vor 100 Jahren minutiös vorbereitet und mit den Ländern der Hohen Tauern sowie mit den zuständigen Ministerien abgestimmt. Sie wurde auch als absolutes Leuchtturm-Projekt von Seiten des österreichischen Fremdenverkehrs umfassend getragen. In der Publikation, die wir von Seiten das Landesarchives gerne unterstützen, wird erstmalig auch die Bedeutung der Mittersiller Amtshandlung aus dem Jahr 1922 als ‚Geburtsstunde der bedeutenden Großglockner Hochalpenstraße‘ wissenschaftlich beleuchtet“, so der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer.

Johannes Hörl, Vorstand der Großglockner Hochalpenstraßen AG: „Da es kaum Publikationen zu dieser ‚Geburtsstunde der Glocknerstraße‘ gibt, jedoch die Protokolle, Schriftverkehre und entsprechende Aussagen von maßgeblichen Politkern aus dieser Zeit aus dem Staatsarchiv und im Landesarchiv vorliegen, freuen wir uns mit Mag. Jutta Baumgartner eine renommierte Wissenschaftlerin für dieses Projekt gewonnen zu haben. In Absprache mit dem Mittersiller Bürgermeister Dr. Wolfgang Viertler, Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer, dem Landesarchiv Salzburg sowie mit GF Mag. Roland Rauch (Hohe Tauern Region) werden wir diese Publikation noch heuer im Nationalparkzentrum Mittersill, damit am Ort des Geschehens in den Hohen Tauern, vorstellen können!“

Die entsprechende Publikumsveranstaltung sollte Ende November 2022 stattfinden. Es werden dazu Vertreter der Bundesländer Salzburg, Kärnten und Tirol sowie auch die Bevölkerung eingeladen sein.

Text/Bild: Mit freundlicher Unterstützung durch "Großglockner Hochalpenstraßen AG" und "Osttirol heute"