Exakt vor zwei Jahren - im Juli 2021 - hat die Salzach große Teile des Oberpinzgaus überflutet – wieder einmal. Der Schaden an Infrastruktur, landwirtschaftlichen Flächen sowie Hab und Gut war enorm. „Wir hatten schon rund 60 Millionen Euro in mehr Sicherheit investiert und dachten, es reicht aus. Doch wir mussten erkennen, dass es noch mehr braucht, um diese Region abzusichern“, so Landesrat Josef Schwaiger. Er informierte am Mittwochabend gemeinsam mit Expert/innen die Bevölkerung der Region. „Es geht hier um eine ganz einfache Frage: Geben wir einen ganzen Teil des Landes auf, oder schützen wir diesen Lebens- und Wirtschaftsraum in dem 45.000 Menschen wohnen? Für mich ist die Antwort klar. Und es muss so schnell wie möglich gehen, den Hochwasserschutz zu erweitern“, so Landesrat Josef Schwaiger am Mittwochabend im Oberpinzgau.
Zusatzversicherung Tauerntäler
Dieser Hochwasserschutz soll - wie ausführlich berichtet -, mittels zusätzliche Rückhaltebereiche in fünf der Tauerntäler bewerkstelligt werden. „Wir haben im Talboden in den vergangenen zwei Jahrzehnten alles Menschenmögliche gemacht. Diese Rückhaltebereiche wären in Extremfällen wie eine effektive Zusatzversicherung für die gesamte Region“, bringt es Landesrat Josef Schwaiger auf den Punkt. Alternativen sind ausführlich und von Experten geprüft worden, keine andere Lösung ist so effektiv.
Nach der Kritik von Naturschutzorganisationen und auch seitens des Bundesrechnungshofes in Wien fand Schwaiger am Mittwochabend klare Worte: „Der Schutz der Menschen hier im Oberpinzgau steht ganz oben. Es geht hier um die Existenz und die Zukunft von Tausenden Familien. Aber natürlich sind wir uns bewusst, dass diese Rückhaltebereiche ein gewisser Eingriff sind. Dieser wird so klein wie möglich gehalten, schon vorhandene Geländeformen genutzt. Betroffen sind unter dem Strich zwei Promille des gesamten Nationalparks Hohe Tauern und das ist aus meiner Sicht absolut verkraftbar.“ Aus heutiger Sicht wird mit der Umsetzung im Felbertal begonnen werden, in den Jahren 2025 und 2026 könnten in den anderen Tälern die Schutzeinrichtungen fertiggestellt sein.
Helmut Hasliner vom Wasserverband führt die Gespräche mit den Grundstückeigentümern, ohne die das Projekt nicht umsetzbar ist. „Natürlich ist nicht jeder gleich stark betroffen, aber insgesamt waren die Gespräche sehr konstruktiv und das werden wir auch weiter so halten. Gegenseitiges Vertrauen ist dabei das wichtigste. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir für alles eine Lösung finden“, so Haslinger.
Bürgermeister/innen sind sich einig
Die Stimmung im Oberpinzgau bringen auch die Bürgermeister von Mittersill und Stuhlfelden auf den Punkt. „Als Bürgermeister und als Obmann des Wasserverbandes weiß ich, dass es den Menschen zwischen Krimml und Bruck gar nicht schnell genug gehen kann. Alternativen wurden geprüft, die Lösung gefunden. Jetzt hoffen wir im Sinne der ganzen Region, dass es schnellt geht. Denn jedes Mal, wenn es regnet, haben wir Sorge“, so Wolfgang Viertler. Und Sonja Ottenbacher aus Stuhlfelden fügt hinzu: „Viele haben es satt, sich immer wieder um ihr Hab und Gut Sorgen zu machen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die Brücke zwischen dem Schutz der Menschen und dem Schutz des Nationalparks schaffen – mit Hausverstand.“
Entschärfung großer Zubringer
Martin Zopp ist Projektleiter für das Land Salzburg und ein erfahrener Mann, was den Schutz vor Hochwasser betrifft. „Wir haben uns alle Möglichkeiten genau angesehen, am Talboden ist die Fahnenstange bis auf einen kleinen Bereich bei Hollersbach erreicht. Die Seitentäler sind ein riesiges Einzugsgebiet, hier können wir mit Rückhaltebereichen mit relativ geringen Mitteln einen sehr großen Effekt erzielen. Die Dämme sind naturnahe, nach dem Bau kaum als solcher wiederzuerkennen“, erklärt Zopp.
Zopp räumte gleich mit ein paar Mythen rund um das Projekt auf: „Der Hochwasserschutz, also die Retentionsräume am Talboden bleiben bestehen. Es müssen für das Projekt keine Straßen gebaut werden und die Dämme werden sich in das Landschaftsbild einfügen. Wir haben ein Beispiel in Rauris, wo so ein Naturdamm seit 15 Jahren besteht. Man muss genau wissen, wo er ist, um ihn überhaupt als Damm zu erkennen“. Professor Johannes Hübl von der Universität für Bodenkultur in Wien prüfte weitere Alternativen, wurde dabei nicht fündig, auch nicht am Talboden. „Es gibt eine kleine Möglichkeit bei Hollersbach, aber die würde bei weitem nicht ausreichen“, so der Professor. Auch er sieht in den Tauerntälern die effektivste Lösung.
Expert/innen begleiten das Projekt
Der Info-Abend am Mittwoch im Nationalparkzentrum in Mittersill stieß auf großes Interesse der Bevölkerung, folgende Experten beantworteten die Detailfragen der Teilnehmer: Professor Johannes Hübl (Universität für Bodenkultur in Wien) prüfte die Standorte und Alternativen, Meteorologin Claudia Riedl (GeoSphere Austria), Hydrographin Barbara Staudinger (Land Salzburg), Munja Treichl-Supersberger (Büro Revital Lienz) überprüft die Ökologie rund um die möglichen Rückhaltebereiche, Geologe Ludwig Fegerl (Land Salzburg), Reinhard Carli (Büro Werner Consult) überprüft die Alternativen und Helmut Haslinger (Wasserverband) leitet die Gespräche mit Grundeigentümern.
Infoquelle/Originaltext: Land Salzburg (Text gekürzt)
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